R�ckersdorf

Seitenbereiche

  • wechselbild>
  • wechselbild
  • wechselbild
  • wechselbild
  • wechselbild

Seiteninhalt

Aus dem Archiv

"Klavierfantasien von Mozart, Beethoven, Chopin, Mendelssohn und Brahms"

Ein Abend mit Prof. W. Manz, Prorektor der Musikhoschschule Nürnberg


Der Vorabend zum 1. Mai bescherte der Konzertreihe "Musik in Scheune und Kapelle" einen künstlerischen Höhepunkt. Jürgen Harries, dem rührigen Organisator, war es gelungen, für einen Klavierabend den Prorektor der Nürnberger Musikhochschule, Professor Wolfgang Manz, zu gewinnen. Mit der jungen akademischen Ausbildungsstätte pflegt die Konzertreihe bekanntlich enge Beziehungen. Bisher waren allerdings meist begabte Studenten zu hören, mehrfach in harmonischem Miteinander mit ihren Dozenten. Diesmal nun der 43-jährige Prorektor, renommierter Klavierprofessor und einer der international gefragtesten deutschen Pianisten. In den 1980er Jahren war er Preisträger bedeutender Wettbewerbe (Leeds, Concours Reine Elisabeth Brüssel, Berlin und Texas). Seitdem feiert er mit einem umfangreichen Repertoire Erfolge auf den Konzertpodien der Welt. Sein Schwerpunkt sicher das virtuose Klavierwerk des 19. Jahrhunderts.

Für sein Recital in der Behringersdorfer Kapelle hatte Manz ein reizvolles Programm unter dem Motto "Fantasien am Klavier" zusammengestellt: eine Auswahl repräsentativer Werke aus Klassik und Romantik, harmonisch oft kühn, formal frei auf tradierten Formen aufbauend, teils mit starken arbeitend, alle aber höchst expressiv. Den Anfang machte Mozarts düster dramatische Fantasie c-Moll KV 475, meist in Zusammenhang mit der c-Moll-Sonate KV 475 zu hören. Manz betonte ihren dramatischen Charakter: ausdrucksstarker Wechsel zwischen aggressivem Sturm und lyrischer Kantabilität, üppigem Klang und zarter Transparenz, strenger Metrik und rhythmischer Flexibilität - fast eine romantische Farbstudie.
Beethovens "Mondschein"-Sonate cis-Moll op. 27,2 "quasi una fantasia" zeigte den freien Umgang mit der Sonatenform. Im brillanten Finale riss Manz die Hörer in virtuosem Sturm mit.

Aus der musikalischen Romantik folgten drei Beispiele: Chopins cis-Moll-Fantaisie-Impromptu, Mendelssohn Bartholdys Fantasie fis-Moll op. 28 (fast eine dreisätzige Sonate) und 5 Stücke aus Brahms’ späten Fantasien op. 116. Bei Mendelsohn (wenig bekannt, aber expressiv und virtuos faszinierend) und Brahms vielschichtigen kleinen Charakterstücken erreichte Manz’ Klavierkunst ihren Höhepunkt: neben fulminanter, makelloser Technik bestach vor allem der Farbenreichtum in Anschlagskultur und Dynamik. Herrlich, wie Manz auch die Extremlagen des kleinen Flügels zum Leuchten brachte, wie der Bass nicht grummelte, sondern samten und transparent klang, der Diskant nicht hart klirrte, sondern weich und obertonreich "sang". Zu Recht konnte Jürgen Harries am Schluss im Namen der begeisterten Zuhörer für einen "fantastischen" Konzertabend danken.

Wolfgang Troyke