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Aus dem Archiv

Theater mit Hand und Fuß - Pantomime, Spiel und Musik mit Anne Klinge

Ausdrucksstarke "Füßiognomie"
Anne Klinge und ihr faszinierendes Fußtheater in der Rückersdorfer Scheune

Jürgen Harries, künstlerischer Leiter der Reihe "Musik in Scheune und Kapelle, konnte seinen vielen Zuhörern aus nah und fern keine größere Freude zum Ende eines von Erfolgen und zahlreichen Highlights gekrönten Jahres machen, als das sonst übliche Konzertpodium in eine Kleinkunstbühne in der wiederhergestellten Kulturscheune in Rückersdorf zu verwandeln. Und was die Zuschauer da erwartete, war exzellentes Kleinkunsttheater voller Charme und Originalität und das alles in einer intimen aber wohltuenden Atmosphäre.

Anne Klinge, - von Beruf Schauspielerin und Regisseurin u.a. am Landestheater in Coburg - lässt mit ihrem "Theater für Hand und Fuß" eine alte Jahrmarktkunst wieder aufleben. Die Bühne wird zu einem Guckkasten - Mimik, Körpersprache, Pantomime und Musik führen das Publikum in eine Welt der Fantasie und der Märchen. Unterstützt von einfachen, aber überaus reizvollen Requisiten. verwandelt sie ihre Füße in ein ganzes Schauspielensemble. Bei diesem Spiel bedarf es keinerlei Worte, denn die ausgewählte Musik unterstreicht die unterschiedlichen Stimmungsmomente der jeweiligen Szene. Zu diesem Zeitpunkt betrachtet man als Zuschauer die Füße längst als Figuren, die unabhängig von ihrer auf dem Rücken liegenden Spielerin ein beseeltes Eigenleben führen. "Manchmal gibt es Momente", meint A. Klinge, "wo auch ich den Puppen zuschaue." Dann schmunzelt sie vielleicht auch über Gattenmord und Anglerglück, Zauberer und Chansonette. A. Klinge arbeitet mit äußerster Konzentration und in bester körperlicher Kondition. Wer sie in der unmittelbaren Vorbereitung auf ihren Auftritt mit Konditions- und Fitnessübungen beobachtet, kann vielleicht ermessen, mit welcher körperlichen Anspannung und Beherrschung ein solcher Abend bewältigt sein will. Dazu kommt ihre bühnenrelevante Vielseitigkeit: Schauspielkunst, Pantomime, und Musikalität vereinen sich in idealer Weise. Dies wird nicht zuletzt deutlich in dem Auftritt eines Zauberers, der wirklich magisch mit Karten, Seil und Tuch umzugehen versteht und der schließlich charmant die spontane Mitwirkung einer Zuschauerin belohnt.

Wann könnte man eine anschaulichere, komödiantenhaftere und zugleich höchst amüsante Taschenversion des Mozartschen Singspiels bekommen als an diesem Abend? Man muss es gesehen haben, wie Anne Klinges Füße sich in Pamina und Tamino, in Papageno und Papagena verwandeln oder wie sie die Königin der Nacht und Sarastro als Gegensätze von gut und böse in die Mitte der kleinen Bühne und damit in den Mittelpunkt der Handlung rückt.

In allen rhythmischen und spielerischen Bewegungen wird deutlich, dass A. Klinge ein großes Gespür für Musik hat. Störend wirken, besonders bei Mozart, allenfalls die oft abrupt abbrechenden Musikeinspielungen, bedingt sicher durch den Fortgang der Geschehnisse auf der Bühne.

Wenn die Spielerin schließlich ihre Figuren sinken lässt und mit einem strahlenden Lächeln im Schneidersitz das Ende der Vorstellung signalisiert, erwachen auch die Zuschauer aus einer Traumwelt, die sie gute 90 Minuten gefangen hielt.
Da hat es auch der Rückersdorfer Bürgermeister Werner Pleyer nicht schwer, die Begeisterung in launigen Worten zu kommentieren. Man darf wirklich gespannt sein, wie sich diese Reihe in der Obhut der Gemeinde im nächsten Jahr noch weiter entwickelt.

Rückersdorf darf jedenfalls stolz sein auf die Exklusivität und Popularität seiner Veranstaltungen sowohl im Blindeninstitut wie auch in der Reihe "Musik in Scheune und Kapelle."

Pegnitz-Zeitung